Die Sache mit der Konsequenz

Bevor Barky zu uns kam, haben wir uns sehr ausführlich über Hundeerziehung und die Eigenschaften verschiedener Hunderassen informiert, um herauszufinden, welcher Hund am Besten zu uns passen würde. Die Kromfohrländer waren uns bis dahin gänzlich unbekannt, wir hatten weder Kromis gesehen, noch von ihnen gehört.

Schnell war uns klar, dass wir einen mittelgroßen Hund haben wollten und so sind wir erstmal optisch auf die Kooikerhondje und auf die glatthaarigen Kromis gestoßen. Nachdem wir die Rassebeschreibungen gelesen hatten, wollte ich unbedingt Kromis kennenlernen, so einen fröhlichen, agilen und stets gut gelaunten Hund konnte ich mir gut in unserem Haushalt vorstellen. Da wir schon eine Vorstellung hatten, wann der ideale Termin wäre, einen Welpen aufzuziehen, studierte ich gleich die Züchterliste und schnell fand ich heraus, dass ich Astrid Hildebrandt aus Essen treffen wollte.

Sie veranstaltet wöchentliche Spaziergänge, zu denen viele Kromis kommen, die in Essen leben.

Interessenten sind bei den Spaziergängen gerne gesehen, so fuhren wir regelmäßig ca. alle drei Wochen hin und konnten uns über einen Zeitraum von ca. einem Dreiviertel Jahr ein ganz tolles Bild von den Kromfohrländern machen. Wir lernten die verschiedensten Hunde kennen (vorwiegend glatte Kromis), erkannten schnell, dass sie zwar einer Rasse angehören, die einzelnen Charaktere sich aber teilweise auch voneinander unterscheiden. Alle Leute dort waren sehr nett zu uns und gaben freundlich und gerne Auskunft über den Alltag mit ihren Hunden.

Eine Sache war immer wieder Thema: Die Konsequenz in der Erziehung

Gerade die Kromfohrländer sind sehr intelligente und aufmerksame Beobachter, kennen ihren Menschen sehr schnell ganz genau und probieren sich gerne aus. Deshalb ist es wichtig, von Anfang an klare Regeln aufzustellen, an die sich der Hund halten muss und diese immer wieder durchzusetzen. Das gilt natürlich auch für die Erziehung anderer Hunderassen, aber bei den Kromfohrländern ist es eben für ein harmonisches Miteinander sehr wichtig.

Unser Barky hat beispielsweise am Tisch nichts zu suchen, der ist allein uns vorbehalten. Niemals bekommt er ein Leckerchen vom Tisch, es wird bei uns nicht gebettelt, wenn wir essen. Barky weiß das sehr genau und deshalb probiert er es auch gar nicht mehr.

Fotos wie diese hier sind also äußerst selten bei uns, wobei hier der Tisch auch schon abgeräumt war.

Natürlich machen auch wir nicht alles richtig, zum Glück beobachten wir uns im Umgang mit Barky immer wieder und hinterfragen Situationen, die uns nicht so recht gefallen. Hier ein Beispiel:

Bevor wir schlafen gehen, darf Barky zum sich Lösen nochmal kurz in den Garten. Von der Küche aus gelangen wir in den Wintergarten und von dort aus nach draußen. Es hat sich also täglich der Ablauf eingespielt, die Schlüssel vom Schlüsselbrett zu holen, die Terrassentür aufzuschließen, mit Barky in den Wintergarten zu gehen, die Tür nach draußen aufzuschließen und ihn rauszulassen.

Barky kannte diesen Ablauf sehr schnell und kam schon aufgeregt angelaufen, sobald er das Klimpern der Schlüssel am Schlüsselbrett hörte. Er stürzte zur Terrassentür, drängte sich durch die Tür, sobald diese nur einen Spalt offen stand, begleitet von aufgeregtem Bellen.

Das gefiel uns gar nicht, es dauerte allerdings einige Zeit, bis uns bewusst geworden ist, dass wir ihm dabei die Freiheit überlassen hatten, nach draußen zu drängen und die Führung in dieser Situation nicht übernommen haben.

Kaum bemerkten wir unseren Fehler, „arbeiteten wir ihn wieder weg“. Wir gingen wie folgt vor:

Wir holen den Schlüssel vom Schlüsselbrett, Barky kommt nach wie vor angelaufen.
Wir lassen Barky vor der Terrassentür sitzen, schließen in aller Ruhe auf und öffnen die Tür.
Wir gehen vor Barky in den Wintergarten, verlangen von ihm, dass er so lange sitzen bleibt, bis wir ihm erlauben uns zu folgen. Das war die größte Herausforderung, aber sobald er ohne unseren Befehl aufgestanden ist, musste er sich erneut setzen. Das hat er sehr schnell begriffen. Wenn Barky sich doch mal vor uns hinausdrängt, dann rufen wir ihn wieder in die Küche zurück, lassen ihn sich setzen und nur auf Kommando wieder raus kommen.
Vor der Wintergartentür muss Barky wieder sitzen, wir öffnen die Tür, sichern ihn mit einem Bein ab (stellen unser Bein zwischen Barky und die Tür), schauen nach draußen und erst dann bekommt er das Zeichen, dass er nach draußen laufen darf (Kommando „Lauf“ in Verbindung mit einer ausladenden Handbewegung und freimachen des Wegs).

Anfangs zitterte Barky vor Aufregung und Anspannung, als wir von ihm verlangten, geduldig sitzen zu bleiben. Aber mit besagter Konsequenz klappt es nun wieder recht entspannt. Manchmal bellt er noch vor Aufregung, wenn er meint, es dauert alles zu lange, aber wir haben durchgesetzt, dass er auf unsere Kommandos hört und wir bestimmen, wann er raus darf.

Dieses Beispiel ist natürlich übertragbar auf andere Situationen. Die Kromfohrländer haben schnell raus, wo sich „Lücken“ in der Erziehung befinden und nutzen diese dann gerne für sich. Nicht böswillig, aber dadurch zeigen sie dann eben auch mal unerwünschtes Verhalten.

Mit diesem Wissen um konsequente Erziehung und mit dem Bewusstsein, sich selbst immer wieder zu prüfen und Situationen zu hinterfragen und zu analysieren sind die Kromis überhaupt nicht mehr kompliziert zu handhaben (auch nicht die Rüden). Unterstützt durch einen verantwortungsvollen Züchter, der sich auch nach Abgabe der Welpen für die weitere Entwicklung seiner „Babys“ interessiert und durch eine gute Hundeschule, in der man viele verschiedene Situationen und Kommandos immer wieder durchspielt, ist die vernünftige Hundeerziehung kein Hexenwerk und macht oft genug auch richtig viel Spaß.

Nämlich genau dann, wenn sich Hund und Mensch miteinander wohlfühlen, sich gegenseitig respektieren und die gemeinsame Zeit einfach richtig toll ist.

1 Kommentar

    • Monika Meyer auf 27. Februar 2017 bei 22:54
    • Antworten

    ich mußte grade sehr lachen über die Vorstellung wie Barky aufgeregt und ungeduldig auf‘ s Kommando Lauf wartet

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