Barky hat Cystinurie

Für April 2020 – mitten in der Corona-Hoch-Zeit – war Barky für einen Deckakt versprochen. Wir hatten uns mit der Hündin und ihren Leuten schon getroffen, die Chemie zwischen den Hunden und zwischen uns Menschen passte richtig toll und wir warteten aufgeregt auf den Anruf, dass die Läufigkeit begonnen hat.

Ende März war es dann soweit und routinemäßig sammelten wir wenige Tage vor dem anstehenden Deckakt nochmal Barkys Urin, um auszuschließen, dass er darüber Bakterien in die Hündin übertragen würde. Wer unsere Urinsammelmethode noch nicht kennt, kann sie hier nachlesen. Schon als ich den gefüllten Gefrierbeutel in der Hand hielt, sah ich im Urin zwei kleine Klümpchen schwimmen und meine erste Reaktion war „Das darf ja nicht wahr sein…“

Ich habe den Urin inkl. der beiden kleinen Steine in einen Becher umgefüllt und bin sofort mit Barky und Becher zu unserem Tierarzt gefahren. Dort staunten sie nicht schlecht, dass ich direkt Steine zeigen konnte und die Steine wurden direkt ins Labor geschickt um zu analysieren, um welche Steine es sich handelt und wie dann die weitere Therapie abläuft.

Barky wurde auch gleich geröntgt. In der Blase befanden sich weitere Steine (rot umrandet).

Am Penisknochen konnte man ebenfalls einen kleinen Schatten sehen, aber nicht genau erkennen, ob dort viele Steine saßen (gelb umrandet).

Wir behandelten wieder mit Antibiotikum und Schmerzmittel und mussten mit Argusaugen beobachten, ob Barky seinen Urin gut absetzen kann, was nicht mehr geht, wenn die Steine am Penisknochen die Harnröhre verstopfen und das wäre für den Hund lebensgefährlich. Zum Glück funktionierte das bei Barky aber nach wie vor sehr gut.

Am Mittwoch, den 1. April 2020 abends bestätigte sich dann meine Sorge, es handelte sich tatsächlich um Cystinsteine. Diese können ernährungsbedingt nicht aufgelöst werden und entstehen beim Kromfohrländer testosteronabhängig. Der Tierarzt empfahl uns, per Operation die Steine vom Penisknochen in die Blase zurückzuspülen, anschließend die Blase zu öffnen, die Steine zu entfernen und Barky dann zu kastrieren, damit nicht mehr neue Steine gebildet werden. Termin machten wir auch gleich, eine Woche später sollte die OP stattfinden. Da unser Tierarzt sehr gut ausgestattet und ausgebildet ist, konnte er die Operation selbst durchführen. Ich machte ihn noch darauf aufmerksam, dass Kromfohrländer empfindlich auf Narkose reagieren. Dadurch, dass sie mit Narkosegas arbeiten, können sie schnell und individuell auf die Reaktionen des Hundes reagieren und entsprechend schnell die Narkose anpassen.

Direkt im Anschluss haben wir mit unserer Züchterin und mit dem Vorsitzenden und Rüdenbeauftragten beim RZV telefoniert. Der Vorsitzende stimmte der Vorgehensweise unseres Tierarztes zu und erklärte mir noch ausführlich, wie sich die Kastration auf Barky auswirken kann, worauf wir achten sollen (wird verfressener, Fell wird länger und weicher, evtl. versucht er, seine Bezugsperson noch mehr für sich zu vereinnahmen). Ich sendete auch den Laborbericht an ihn, die Zuchtbuchstelle und unsere Züchterin.

Den Deckakt sagten wir schweren Herzens auch ab, denn für die Zucht ist Barky mit Cystinurie gesperrt und er musste auch vorher operiert werden. Zum Glück reagierten die Besitzer ganz lieb und verständnisvoll, das machte es uns etwas leichter.

In der etwa zweistündigen OP wurde dann am 8. April 2020 alles wie geplant und erfolgreich durchgeführt. Am späten Nachmittag durften wir Barky im schicken OP-Body abholen und bekamen ein Röhrchen mit allen Steinen, die sie herausgeholt haben, ganz schön viele Steine waren das.

Am gleichen Tag durfte Barky wieder trinken und fressen und hat auch schon wieder gepinkelt. Am nächsten Morgen konnte er sogar schon wieder sein großes Geschäft erledigen. Seitdem ging es ihm täglich besser, was uns sehr freute.

Leider hat Barky es in der dritten Nacht geschafft, sich in der Leistengegend am Body vorbei zu mogeln und hat die Wunde geleckt. Seitdem nässte sie an der Stelle etwas. Wir haben ihm dann zusätzlich eine alte abgeschnittene Leggins von Jana angezogen, damit er nicht mehr an die Wunde kommt. Außerdem klebten wir eine Damenbinde in den Body, die wir in regelmäßigen Abständen wechselten, damit sie die Wundflüssigkeit aufsaugte.

Da Barky dann noch versucht hat, sich die Stelle am Vorderbein zu lecken, wo die Kanüle saß (es juckt, wenn das Fell nachwächst), trug er nun auch vorne noch eine abgeschnittene Kinderstrumpfhose.

Bei der Nahtkontrolle wurde vom Tierarzt alles gut kontrolliert. Zum Glück hatte Barky nur die oberste Hautschicht etwas wund geleckt. Die Naht war intakt, allerdings hatte sich am Penis ein Hämatom gebildet, weshalb die Wunde nässte. Wir schmierten dann zweimal täglich eine Salbe drauf und kühlten zusätzlich mit einem Kühlakku, was Barky sich problemlos gefallen lies.

Wir waren sehr stolz auf unseren Barky, der geduldig unsere kreative Klamotten-Auswahl ertrug und nicht einmal versucht hat, sich eins der Teile auszuziehen.

Nach einigen Tagen entwickelte sich alles prima bei Barky. Fieber messen und die Wunde begutachten ging inzwischen ganz ohne Theater, zwei Untersuchungen vorher nutzten wir auf dem Tisch noch einen Maulkorb.

Das regelmäßige Besuchen der Praxis tat Barky offensichtlich gut, was seine Unsicherheit betraf, die er seit der Röntgenaufnahme für die HD-Untersuchung an den Tag gelegt hat. Die Ärztin interessierte sich für die Rasse der Kromfohrländer und war begeistert von seinem Wesen (diese Ärztin hatten wir bisher noch nicht, ist ja eine Gemeinschaftspraxis).

Da die Wunde nun gut verheilte, konnten wie geplant am Montag Nachmittag die Fäden gezogen werden. Bis dahin verabreichten wir Schmerzmittel (wirkt auch entzündungshemmend und abschwellend) und Antibiotikum.

Am 20. April 2020 wurden die Fäden gezogen (auf der Seite liegend, ohne Maulkorb und ohne Grummeln hat Barky das geduldet) und bis auf eine kleine Schwellung war alles super verheilt. Barky musste nun noch zwei Tage seinen Body inkl. Jogginghose tragen und anschließend bekam er seine Freiheit zurück – Kleidung ab und er durfte dann auch wieder ohne Leine laufen.

Die Schwellung würde noch weiter zurückgehen und der Tierarzt hat uns empfohlen, in drei Monaten wieder eine Sedimentanalyse durchzuführen, auch wenn es heißt, dass die Cystinurie beim Kromfohrländer mit der Kastration „geheilt“ ist. Mir ist auch wohler, wenn wir das noch eine Weile im Auge behalten.

Barky hat seitdem keine Steine mehr gebildet und ihm geht es richtig gut. Mit der Kastration mussten wir allerdings seine Futter-Ration auf die Hälfte kürzen und er ist inzwischen oft hungrig und würde auch Essen vom Tisch klauen, das hat er als intakter Rüde niemals gemacht.

Behaltet eure Kromirüden immer gut im Blick, achtet auf den Urinstrahl, lasst regelmäßig den Urin beim Tierarzt untersuchen und reagiert bei Auffälligkeiten entsprechend!!!

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